„Wissenschaft erleben – Wissenschaft vermitteln“, unter diesem Motto hat Andreas Hänel, Leiter des Planetariums Osnabrück gemeinsam mit den Lehrkräften Daniel Broszio von der Jürgen-Fühlendorf-Schule in Bad Bramstedt (Schleswig-Holstein), Hermann Klein vom Hans-Thoma-Gymnasium in Lörrach (Baden-Württemberg) und Inge Thiering vom Max-Born-Gymnasium in Neckargemünd (Baden-Württemberg) an einem Forschungsflug an Bord von SOFIA – dem Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie – teilgenommen. Alle vier Teilnehmer sind sich einig, dass dies ein ganz besonderes Erlebnis war, über das es viel zu berichten geben wird.
Die Pädagogen hatten sich über die Seite https://www.dsi.uni-stuttgart.de/schulen/sgap/ erfolgreich mit ganz unterschiedlichen Konzepten als SOFIA Botschafter und somit für einen SOFIA-Mitflug beworben. Gemeinsam haben sie das Interesse an der Astronomie und das Ziel ihren Schülerinnen und Schülern bzw. Besuchern des Planetariums möglichst viel von diesem Flug mitzubringen – seien es Erzählungen, Fotos oder Videos. Und so haben sie sich auf eine Fortbildung fernab der Heimat eingelassen.
Schon vor einigen Wochen fand in Stuttgart ein Vorbereitungstreffen für ihren Mitflug mit der weltweit einzigen fliegenden Sternwarte statt und bereits am vergangenen Samstag ist die Gruppe nach Los Angeles, CA, gereist. Von dort ging es weiter nach Palmdale, CA, zum Standort von SOFIA. Dort konnten die vier Gäste am Montag Labore und den Hangar auf dem NASA Gelände besichtigen. Außerdem mussten sie sich in einem Egress-Training mit dem Umgang mit Schwimmwesten, unterschiedlichen Sauerstoff-Versorgungssystemen und Funkgeräten vertraut machen.
Nach einer weiteren Sicherheitsbelehrung an Bord startete SOFIA am Mittwoch, den 25. Mai 2017 um 20:03 Uhr, direkt nach Sonnenuntergang in Richtung Westen und drehte gleich nach Nordosten ab. Denn das Zickzack-Muster der Flugroute wird durch die zu beobachtenden Objekte am Himmel bestimmt. Während des Starts konnte Daniel Broszio im Cockpit sitzen – und bestätigte im Anschluss, dass es eine einmalige Erfahrung war, die komplexen Aktivitäten der Piloten live mit zu verfolgen. Bei 37000 Fuß Flughöhe betätigte der Flugingenieur vom Cockpit den Schalter zum Öffnen des Teleskop-Tors und für die Insassen unmerklich öffnete sich langsam das etwa vier mal sechs m große Tor. Allein eine Computer-Anzeige informiert über den „Türstatus“.
Während des fast 10-stündigen Fluges hatten die vier Gäste aus Deutschland viel Zeit, die
Ingenieure und Wissenschaftler, den Mission Director, den Flightplanner und die Piloten bei ihrer
Arbeit zu beobachten und mit ihnen zu sprechen. Begeistert waren sie von der Bereitschaft des
SOFIA-Teams ihre Fragen zu beantworten. Einige kleine Interviews wurden mit Videokameras
aufgezeichnet, denn „ich mache das für meine Schüler, ich möchte, dass sie möglichst viel von
diesem Flug mitbekommen“, sagt Inge Thiering, die auch auf
https://stratoinge.wordpress.com/author/stratoinge/
einen Blog schreibt.
An das SOFIA-Teleskop war auf diesem Flug das Instrument EXES - Echelon-Cross- Echelle
Spectrograph – montiert. Damit sollten unter anderem organische Moleküle um den Protostern AFGL
2136 bestimmt werden. „Ich will versuchen, zum Vergleich diese Region selbst mit einfachen Mitteln
zu fotografieren“, nimmt sich Andreas Hänel für die Zeit nach dem Flug vor – in seinem Blog
http://infrarotastro.blogspot.de/ beschreibt er
unter anderem die notwendigen Kamera-Optimierungen für dieses Vorhaben.
Immer wieder geht der Blick der Mitflieger aus dem Fenster des Flugzeugs zum klaren Sternenhimmel. Und Daniel Broszio, der neben Physik und Mathematik auch Philosophie unterrichtet, beschäftigt sich mit der Frage von Martin Heidegger (1889-1976): „Warum gibt es das alles und nicht vielmehr Nichts?“ und ergänzt selbst: „SOFIA spielt dahingehend eine große Rolle, das für das Auge nicht Erkennbare doch ein Stück erkennbarer zu machen und so der Antwort auf diese Frage aller Fragen ein Stück näher zu kommen.“
Obwohl sie sehr müde sind und die kalifornische Sonne heute verschlafen werden, blicken sie einer zweiten Nacht an Bord von SOFIA schon mit Spannung entgegen. In der kommenden Nacht wird das Teleskop auf eine Region im Adlernebel gerichtet. Dort möchte Miwa Goto, Wissenschaftlerin an der Universitätssternwarte München, das interstellare Medium auf das Verhältnis von normalem zu schwerem Wasserstoff (H/D) untersuchen. Außerdem freut sich Hermann Klein, der auch am Schülerforschungszentrum phaenovum in Lörrach arbeitet, auf das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Schüler: Johannes Reinhart hat vor 3 Jahren das Abitur am Hans-Thoma-Gymnasium in Lörrach gemacht, studiert inzwischen an der Universität Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und ist jetzt im Rahmen eines Praktikums bei SOFIA in Kalifornien. Mithilfe einer Simulation testet er verschiedene Methoden, mit denen die Rückkopplungen bestimmter Eigenschwingungen des Teleskops auf seinen Steuer- und Regelungskreislauf verringert werden sollen. Für Hermann Klein steht fest: „Einen außergewöhnlicheren Ort für ein Treffen mit einem ehemaligen Schüler kann ich mir kaum vorstellen. 43000 Fuß über der Erde!“
Informationen zu den Lehrern:
Kontakt | Dörte Mehlert, Email: mehlert@dsi.uni.stuttgart.de; Tel.:0711 - 685-69632 |
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