Vier deutsche Lehrkräfte auf SOFIA-Fortbildung in Kalifornien

9. Februar 2017 /

Keplers Gedanken erleben – Klaus Rieger, Mario Cimiotti, Hildrun Bäzner-Zehender und Olaf Kretzer an Bord von SOFIA

„Mir kommen die Wege, auf denen die Menschen zur Erkenntnis der himmlischen Dinge gelangen, fast ebenso bewunderungswürdig vor, wie die Natur der Dinge selber“, schrieb Johannes Kepler (1571 – 1630) in seinem Buch Astronomia Nova (1609). SOFIA, das Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie, scheint so ein Weg, wie Kepler ihn beschreibt, zu sein. Deswegen sind vier Lehrkräfte aus Deutschland in dieser Woche in Palmdale (Kalifornien) zum Armstrong Flight Research Center gereist, um zu erleben, wie modernste Astronomie mit der fliegenden Sternwarte SOFIA betrieben wird. Als Plattform für das Teleskop mit einem Primärspiegel von 2,7 m Durchmesser dient eine Boeing 747 SP.

 
Vor dem Einsteigen
Klaus Rieger, Mario Cimiotti, Hildrun Bäzner-Zehender und Olaf Kretzer (v. l. n. r.) kurz vor ihrem ersten Flug an Bord von SOFIA (Copyright: DSI).

Die ausgefeilte Technik, die astronomische Beobachtungen von einem Flugzeug aus möglich macht, konnten Hildrun Bäzner-Zehender (Johannes Kepler-Sternwarte in Weil der Stadt, Baden-Württemberg), Mario Cimiotti (Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld, Hessen), Olaf Kretzer (Friedrich-König Gymnasium Suhl, Thüringen) und Klaus Rieger (Meldorfer Gelehrtenschule, Schleswig-Holstein) bereits am Montag besichtigen. Das echte Highlight ist natürlich der Mitflug, der am frühen Dienstagabend startete. Dafür mussten die vier Lehrkräfte, genauso wie die komplette Crew, ein Sicherheitstraining absolvieren. Denn das stark umgebaute Flugzeug erinnert innen nur noch wenig an ein Passagierflugzeug, sondern ist vielmehr ein fliegendes Labor. Die Stühle an den Computerkonsolen sind nach hinten gerichtet – die Lehrer schauen während des Fluges in Richtung Teleskop.

 
Vor dem Teleskop
Während der Führung vor dem Teleskop: Olaf Kretzer, Klaus Rieger, Hildrun Bäzner-Zehender und Mario Cimiotti  (v. l. n. r.)(Copyright: DSI).

„Ob Kepler sich diese Wege schon so komplex vorgestellt hat?“, fragte sich Hildrun Bäzner-Zehender als Leiterin der Jugendgruppe der Kepler-Sternwarte in Weil der Stadt während der Führung durch das SOFIA-Flugzeug am frühen Montagvormittag. Oliver Zeile, DSI - Teleskopingenieur, erklärte viele Details der Teleskoplagerung und -steuerung: „Die Schwankungen und Vibrationen des Flugzeugs können wir nicht verhindern. Deshalb ist das Teleskop nur über ein spezielles Dämpfungssystem mit der Struktur des Flugzeugs verbunden und über einen 50 µm dünnen Ölfilm sehr reibungsarm gelagert.“ Und so wurde am Montag selbst die kurze Mittagspause für weitere Fachgespräche rund um das Teleskop genutzt.

 
Bei der Führung
DSI Ingenieur Oliver Zeile (ganz links) erläutert Hildrun Bäzner-Zehender, Klaus Rieger, Olaf Kretzer und Mario Cimiotti die Technik an Bord der fliegenden Sternwarte (Copyright: DSI).

Am Dienstagnachmittag um 15:30 Uhr, als die Crew zum Mission-Briefing zusammenkam, saßen die vier Lehrkräfte mit im Konferenzraum und wurden von Mission Director Randy Grashuis begrüßt. Schon vor dem Start wurden sie mit der Flugroute, der Witterung und den Objekten, die während des Flugs 371 beobachtet werden sollten, vertraut gemacht.

Beim Mission Briefing
Hildrun Bäzner-Zehender, Klaus Rieger, Mario Cimiotti und Olaf Kretzer (v. l. n. r.) beim Mission Briefing (Copyright: DSI).

Nachdem die letzten Vorbereitungen an Bord von SOFIA abgeschlossen waren, kam der Hinweis „doors closed“ und der etwa zehnstündige Nachtflug konnte beginnen. „Diese konzentrierte, ruhige Stimmung der Crew zeigt, wie motiviert hier alle dem Ziel, neue Erkenntnisse zu erlangen, entgegenarbeiten“, sagte Klaus Rieger als er die Zusammenarbeit von Instrumentenwissenschaftlern mit den Teleskop-Operateuren beobachtete. Die Lehrkräfte konnten während des Fluges die Zusammenarbeit der einzelnen Teams verfolgen, und sogar deren Gespräche über das Kommunikationssystem an Bord mithören.

An der Lehrerkonsole
Christian Fischer vom DSI erläutert Olaf Kretzer, Klaus Rieger, Hildrun-Bäzner-Zehender und Mario Cimiotti an der speziell für mitfliegende Lehrer eingerichteten Konsole, wie das Teleskop gesteuert wird (v. l. n. r.) (Copyright: DSI).

Besonders fasziniert waren die Lehrer von dem Projekt, das die Molekülwolke im Orion kartiert. Dabei wird die Effizienz von SOFIA und dem verwendeten Messinstrument deutlich: Aufgrund der gleichzeitigen Verwendung von 14 Detektoren kann mit upGREAT eine Region kartiert werden, die zwanzigmal so groß ist, wie die, die der Herschel-Satellit kartierte. Für diese Untersuchungen ist es besonders wichtig, dass sich das Flugzeug oberhalb des Wasserdampfes in der Erdatmosphäre befindet, denn sonst würde die Infrarotstrahlung verschluckt werden. „Die Gespräche mit den Wissenschaftlern waren besonders spannend“, ist Olaf Kretzer begeistert. Er beschäftigt sich neben der Astronomie auch eingehend mit der Farbenlehre von Goethe. Die Lehrkräfte konnten schon vor ihrer Reise nach Kalifornien die Zusammenfassungen der Forschungsanträge für den Flug lesen und sich tiefer mit der Materie beschäftigen.

 
Mario Cimiotti im Cockpit
Mario Cimiotti (links) lässt sich im Cockpit den genauen Flugplan  von Flugingenieur Matt Pitsch erklären (Copyright: DSI).

„Durch die intensive Vorbereitung habe ich wirklich das Gefühl, das maximale von dem Flug mitgenommen zu haben“, hat Mario Cimiotti die Nacht zusammengefasst, als er um 3 Uhr morgens müde von Bord gegangen ist. Auf dem Weg zurück ins Hotel überwog die Vorfreude auf den geplanten zweiten Flug am Abend die Müdigkeit bei weitem.


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Informationen zu den Lehrern:

Weitere Links:

 

upGREAT, die aufgerüstete Version von GREAT, dem „German Receiver for Astronomy at Terahertz Frequencies“, wurde durch ein Konsortium deutscher Forschungsinstitute (Max-Planck-Institut für Radio­astrono­mie Bonn und KOSMA/Universität zu Köln, in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planeten­for­schung) entwickelt und gebaut. Projektleiter für GREAT (PI) ist Rolf Güsten (MPIfR); als stell­vertre­tende Projektleiter (Co-Is) sind Jürgen Stutzki (Univ. Köln) und Heinz-Wilhelm Hübers (DLR, Berlin-Adlershof) beteiligt. Die Entwicklung des Instruments ist finanziert mit Mitteln der beteiligten Institute, der Max-Planck-Gesellschaft, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des DLR.

Kontakt Dörte Mehlert, Email: mehlert@dsi.uni.stuttgart.de; Tel.:0711 - 685-69632
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