Ein Tor öffnen für die Naturwissenschaften

25. Oktober 2018 /

Jennifer Kudla ist die erste Referendarin und Anne Schmieder die erste Lehrerin aus Sachsen an Bord von SOFIA. Gertrud Nagel und Klaus-Dieter Nijakowski sind ebenfalls dabei

Am Dienstag in Palmdale, Kalifornien, 18:04 Uhr Ortszeit startete SOFIA – das Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie – von Startbahn 25 vom NASA Armstrong Flight Research Center. An Bord der umgebauten Boeing 747SP sind insgesamt 4 Lehrkräfte aus Deutschland.

Beim Einsteigen Okt 2018
Anne Schmieder, Gertrud Nagel, Jennifer Kudla & Klaus-Dieter Nijakowski (vlnr) vor ihrem ersten Flug an Bord von SOFIA
(Copyright: DSI).

Jennifer Kudla (Theodor-Heuss-Gymnasium Hagen, Nordrhein-Westfalen), Gertrud Nagel (Doktorandin am Fachbereich Bildungs- und Erziehungswissenschaften der Philipps-Universität Marburg Hessen), Klaus Nijakowski (Robert-Mayer-Volks- und Schulsternwarte Heilbronn, Baden-Württemberg) und Anne Schmieder (Oberschule Paunsdorf, Leipzig, Sachsen) sind bereits am Sonntag nach Palmdale angereist.

Sicherheitseinweisung an Bord
Gertrud Nagel, Anne Schmieder, Klaus-Dieter Nijakowski & Jennifer Kudla (vlnr) bei der Sicherheitseinweisung an Bord von SOFIA kurz vor dem Start (Copyright: DSI).

Bereits 65 Minuten vor dem Start wurden die Türen der umgebauten Boeing 747SP geschlossen und nach einer letzten Sicherheitseinweisung an Bord konnten sich die Wissenschaftler und Ingenieure konzentriert auf ihren fast zehnstündigen Forschungsflug vorbereiten. Während des Steigflugs Richtung Westen wurden an Bord die Systeme für den Betrieb des Teleskops gestartet. Bei einer Flughöhe von 37000 Fuß öffnete sich das große Rolltor im hinteren Teil des Flugzeugs und das Teleskop ist somit den Umweltbedingungen von -57 °C bei einer Fluggeschwindigkeit von etwa 900 km/h ausgesetzt. Jennifer Kudla & Alex Steiner

Alexander Steiner vom DSI (rechts) erklärt Jennifer Kudla die Steuerung des SOFIA-Teleskops (im Hintergrund Gertrud Nagel und Klaus-Dieter Nijakowski) (Copyright: DSI).

Jennifer Kudla hat erst im September dieses Jahres ihr Studium an der Technischen Universität Dortmund abgeschlossen und wird am 1. November ihr Referendariat am Theodor-Heuss-Gymnasium in Hagen für die Fächer Mathematik und Physik beginnen. Sie hat in ihrer Masterarbeit eine SOFIA-Projektwoche entwickelt. „Das SOFIA-Projekt kann man interdisziplinär und so vielseitig in den Unterricht einbinden“, sagte Jennifer Kudla bereits vor ihrer Reise nach Kalifornien, „der Mitflug bietet für mich eine große Chance, die Schülerinnen und Schüler durch die aktuelle Forschung für die Physik zu begeistern.“ Während des SOFIA-Fluges nutzten sie und die anderen Gäste aus Deutschland die Gelegenheit mit dem DSI-Teleskop-Ingenieur Alexander Steiner über seine Aufgaben an Bord von SOFIA zu sprechen: „Bei diesem Flug heute überwachen wir die neuen Elektronik-Boxen für die Teleskop Stromversorgung bei ihrem ersten Einsatz.“

Matt Richter erklärt das Instrument EXES
Matt Richter (links) erläutert Getrud Nagel, Anne Schmieder & Jennifer Kudla (vlnr) das montierte Instrument EXES (Copyright: DSI).

Seit einer Woche ist das Instrument EXES (Echelon-Cross- Echelle Spectrograph) an das Teleskop montiert. Das Instrument ist momentan der einzige Spektrograph, der im mittleren Infrarotbereich Daten mit hoher spektraler Auflösung liefert. Dadurch ist es möglich einen vollständigen spektralen Scan in diesem Spektralbereich durchzuführen. In einem Sternentstehungsgebiet im Orion sollen neue Moleküle entdeckt, sowie deren Dynamik besser verstanden werden. Ein weiteres Projekt, für das in dieser Nacht Messungen gemacht werden, beschäftigte sich mit Supernova-Explosionen und den Schockwellen, die diese aussenden. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie diese Schockwellen mit interstellaren Gaswolken interagieren und so eventuell auch kosmische Strahlung erzeugen.

Dana Backman & Lehrer an EPO Konsole
Dana Backman erklärt den Lehrerinnen und Lehrern das Nachführsystem des SOFIA-Teleskops (Copyright: DSI).

Anne Schmieder, die als erste Lehrkraft aus Sachsen an Bord von SOFIA mitfliegt, hat das Projekt auf einer Lehrerfortbildung von Kollegen aus Thüringen (Mario Koch, Friedrich-Schiller-Gymnasium, Weimar) und Sachsen-Anhalt (Frank Oßwald, Goethegymnasium Weißenfels) kennengelernt. Beide konnten bereits im März 2015 an Bord von SOFIA mitfliegen (siehe News hierzu). Jetzt konnte sie den Wissenschaftlern bei ihren Forschungsprojekten selbst über die Schultern schauen und sie zu Details befragen. Vor ihrer Reise nach Kalifornien wurde Anne Schmieder vom Präsidenten des sächsischen Landesamtes für Schule und Bildung Ralf Berger verabschiedet (siehe MDR Bericht hierzu). Anne Schmieder weiß aus den Schülerinterviews: „Meine Schüler warten schon gespannt auf das, was ich von dieser unglaublichen Reise berichten werde?“

Edward Montiel erläutert sein Forschungsprojekt
Edward Montiel (Mitte) erläutert Klaus-Dieter Nijakowski (links) & Anne Schmieder (rechts) sein wissenschaftliches Projekt
(Copyright: DSI).

Während der langen Nacht bot sich auch die Gelegenheit mit dem Wissenschaftler Edward Montiel von der University of California, Davis über seine Forschung zu sprechen. Er will mit EXES und SOFIA die Mengen von Wasser, Kohlenstoffdioxid und Methan untersuchen, die „Rote Riesen“-Sterne (AGB-Sterne) an ihre Umgebung abgeben. Klaus Nijakowski von der Sternwarte in Heilbronn findet besonders dieses Beispiel sehr anschaulich: „Diese Moleküle sind den meisten bekannt, an das Projekt kann ich bei meinen Vorträgen gut anknüpfen. Denn ich fühle mich als eine Art Übersetzer für die spannenden Vorgänge im Weltall!“ Er will nach dem Flug auch über SOFIA ein umfangreiches Programm erstellen. Auch Gertrud Nagel ist aktiv in der außerschulischen Bildung: „Unser Universum macht neugierig. Meine SOFIA-Erfahrung möchte ich nutzen, um Menschen aller Altersklassen neue astronomische Bildungsangebote zugänglich zu machen.“ Außerdem beschäftigt sich die Pädagogin in ihrer Promotion mit dem Forschungsschwerpunkt: Astronomie und Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Nach 10 Stunden Flug landete SOFIA wieder pünktlich in Palmdale auf der Startbahn 25. Ein langer Rundflug über den Pazifik hat für die Gäste aus Deutschland einen ganz neuen Einblick in aktuelle Forschung und die fliegende Sternwarte gebracht. Jetzt wollten zunächst alle ein bisschen Schlaf nachholen, denn in der folgenden Nacht können sie nochmals an einem Forschungsflug teilnehmen und noch mehr über SOFIA lernen.

 

Weitere SOFIA Links

 
Kontakt Dörte Mehlert, Email: mehlert@dsi.uni.stuttgart.de; Tel.:0711 - 685-69632
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