Zwei Lehrer aus Laupheim und Hannover haben ein Drehbuch ihrer Schülerinnen und Schüler für einen SOFIA-Film in ihrer Tasche. Dirk Brockmann-Behnsen (Bismarckschule Hannover, Niedersachsen) und Rolf Stökler (Schulverbund Munderkingen, Baden-Württemberg) haben sich bereits vor ihrer Abreise zum SOFIA Standort nach Palmdale, Kalifornien, mit ihren Schülerinnen und Schülern beratschlagt. Schon seit vergangenem Samstag sind sie vor Ort und haben mit den Vorbereitungen für ihre beiden Mitflüge am 18. und 19. September begonnen. Verstärkung bei den Filmaufnahmen bekommen sie von Nikolai Prill, Vorstand der Volkssternwarte Laupheim e.V., die auch das Planetarium betreibt, und Michael Bischof, der die Produktionsleitung übernommen hat. Besonders wichtig ist dem Verein die astronomische Jugendarbeit und die enge Zusammenarbeit mit Schulen. Rolf Stökler, ebenfalls im Vorstand der Volkssternwarte Laupheim e.V., sagte schon vor dem Flug: "Als Physiklehrer erzähle ich meinen Schülern jeden Tag, wie Wissenschaft funktioniert. Daher freue ich mich auf die Chance, das selbst einmal miterleben zu dürfen. Außerdem freue ich mich darauf, SOFIA an deutschen Schulen und in der Öffentlichkeit zu präsentieren."
Mit den Filmaufnahmen wurde direkt nach der Ankunft in Los Angeles begonnen – die Schülerinnen
und Schüler haben eine lange Auftragsliste erarbeitet und wollen auch von der Gegend einen Eindruck
bekommen. Ihr Hauptanliegen ist aber natürlich SOFIA, das Stratosphären Observatorium für Infrarot
Astronomie. Am Montagvormittag konnte das Lehrer-Planetarium-Team Aufnahmen vom Einfüllen des
Kühlmittels in das Messinstrument HAWC+ (High-resolution Airborne Wideband Camera-plus) aufnehmen
und das Teleskop, das Herzstück des Observatoriums aus unterschiedlichsten Perspektiven filmen.
Spätestens beim Mission Briefing, dass Mission Director Naru Sadakuni geleitet hat, wurde den
Lehrkräften bewusst, dass die gute Zusammenarbeit von Piloten, Ingenieuren und Wissenschaftlern für
den Erfolg des Projektes entscheidend ist.
Etwa eine Stunde vor dem Start – SOFIA stand bereits neben dem Hangar – ging das Team zu Fuß bei einer Temperatur von fast 30°C über das Vorfeld zu der umgebauten Boeing 747 SP – schwer bepackt mit der Kameraausrüstung. An Bord gab es noch eine letzte Sicherheitseinweisung. Michael Bischof und Dirk Brockmann-Behnsen konnten dann an der für Lehrkräfte vorgesehenen Computer-Konsole Platz nehmen und sich mit dem Gurtsystem und dem Kommunikationssystem vertraut machen. Nikolai Prill und Rolf Stökler konnten im Cockpit die Arbeit der Piloten Elizabeth Ruth und Paul Newton während des Starts verfolgen. Besonders spannend war der Moment, als der Flugingenieur Chris Farinha bei einer Flughöhe von etwa 12 km durch das Umlegen eines Hebels im Cockpit das Teleskoptor öffnete und trotz großer Aufmerksamkeit der Lehrer keine Veränderung am Flugverhalten von SOFIA spürbar war.
SOFIA flog in dieser Nacht weit nach Westen auf den Pazifik – beobachtet wurde als erstes eine Gruppe von mehr als 600 jungen Sternen in Serpens South. Dabei sollte untersucht werden, welche Rolle Polarisation und magnetische Felder bei der Sternentstehung in unserer Milchstraße spielen. An der Lehrer-Konsole sind dabei Daten über die Umgebung und das Teleskop angezeigt, beispielsweise war die Außentemperatur jetzt bei unter -60°. Auf einem weiteren Monitor sind die Aufnahmen der drei Leitkameras zu sehen. „Faszinierend, wie die Systeme zusammen funktionieren und welche Bilder wir hier sehen können. Allein der Temperaturunterschied von 90° C stellt für die Technik vom Teleskop eine enorme Herausforderung dar, der darf die Messungen ja nicht stören“, sagt Dirk Brockmann-Behnsen beeindruckt von den technischen Möglichkeiten.
Während die Wissenschafts- und Teleskop-Teams konzentriert an ihren Instrumenten arbeiteten, konnten Nikolai Prill und Michael Bischof ihre Filmaufnahmen durchführen. Aus den unterschiedlichsten Perspektiven werden Videos gedreht. Denn Michael Bischof hat sich ein großes Ziel gesetzt: „Mit unseren speziellen 360° Kameras lassen wir unsere Besucher in die Welt der Astronomen eintauchen und nehmen Sie mit auf einem Forschungsflug in die Stratosphäre.“ Zusätzlich konnten sie Interviews mit der Teleskop-Ingenieurin Sarah Peter und dem Flugplaner Randy Grashuis führen. Nikolai Prill verbindet mit seiner Arbeit große Hoffnungen: „Ich hoffe, dass wir unsere Eindrücke in der Planetariumsshow so rüberbringen können, dass wir alle, die uns besuchen, für die Astronomie begeistern können!"
Nach dem 10-stündigen Flug freuen sich alle auf ein bisschen Schlaf am Vormittag, bevor es am Nachmittag zum nächsten Mission Briefing und zu einem weiteren Nachtflug geht. Alle sind sich einig – das war ein besonderes Erlebnis. Dieses Erlebnis wollen die Lehrer dann auch möglichst bald mit ihren Schülern teilen. Donnerstagnacht – in Deutschland 8 Uhr morgens, wollen Rolf Stökler und Dirk Brockmann-Behnsen mit ihren Schülerinnen und Schülern skypen. Auf ihren Blogs stehen aber rund um die Uhr Informationen bereit (Blog von Rolf Stökler und Blog von Dirk Brockmann-Behnsen).
Informationen zu den Lehrern:
Weitere Links:
Weitere SOFIA Links
- SOFIA Science Center
- NASA SOFIA Missionsseite
- SOFIA Missionsseite des DLR Raumfahrtmanagements
- DLR SOFIA Projektseite
- DLR Blogs zu SOFIA
upGREAT, die aufgerüstete Version von GREAT, dem „German Receiver for Astronomy at Terahertz Frequencies“, wurde durch ein Konsortium deutscher Forschungsinstitute (Max-Planck-Institut für Radioastronomie Bonn und KOSMA/Universität zu Köln, in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung) entwickelt und gebaut. Projektleiter für GREAT (PI) ist Rolf Güsten (MPIfR); als stellvertretende Projektleiter (Co-Is) sind Jürgen Stutzki (Univ. Köln) und Heinz-Wilhelm Hübers (DLR, Berlin-Adlershof) beteiligt. Die Entwicklung des Instruments ist finanziert mit Mitteln der beteiligten Institute, der Max-Planck-Gesellschaft, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des DLR.
Kontakt | Dörte Mehlert, Email: mehlert@dsi.uni.stuttgart.de; Tel.:0711 - 685-69632 |
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