SOFIA ist am 19. Juni 2015 um 9:20 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (19:20 Uhr Ortszeit) zum ersten Beobachtungsflug der diesjährigen Neuseeland-Kampagne gestartet.
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Bei der Landung auf dem Flughafen von Christchurch am 14. Juni wurde SOFIA von der Feuerwehr mit Wasserfontänen begrüßt. Copyright: DSI - Thomas Keilig
In den kommenden fünf Wochen sind 14 Forschungsflüge mit dem US-amerikanischen Instrument FORCAST (Faint Object InfraRed-CAmera for the SOFIA Telescope) und dem in Deutschland gebauten Ferninfrarot-spektrometer GREAT (German REceiver for Astronomy at Terahertz Frequencies) geplant. Dabei werden vor allem Sternentstehungsgebiete in der Großen und der Kleinen Magellanschen Wolke sowie in unserer Milchstraße im Fokus der Wissenschaftler stehen. Mit zwei weiteren Instrumenten und dem Focal Plane Image (FPI) des DSI soll außerdem eine Sternbedeckung durch den Zwergplaneten Pluto beobachtet werden.
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Ein Teil des gemeinsamen deutsch-amerikanischen SOFIA Teams vor Ort in Christchurch. Copyright: NASA/SOFIA/USRA - Greg Perryman
Von seinem Heimatflughafen in Palmdale, Kalifornien, war das fliegende Observatorium bereits am 12. Juni in Richtung Hawaii gestartet, wo die Maschine während eines vierstündigen "Pitstops" aufgetankt und das Pilotenteam ausgewechselt wurde. Den siebenstündigen nächtlichen Flug nutzten die Wissenschaftler an Bord, um mit dem Instrument FORCAST Gas- und Staubwolken im Galaktischen Zentrum, also dem Herzstück unserer Milchstraße, zu beobachten. Weitere zehn Stunden dauerte der Flug von Honolulu nach Christchurch, wo SOFIA am 14. Juni von gespannten Planespottern erwartet wurde. Bis zum 20. Juli wird ein Team von über 100 Mitarbeitern, darunter Wissenschaftler, Piloten, Wartungsmannschaften und Teleskop-Operateure, die Messkampagne vor Ort durchführen. Auch zwanzig Kollegen und Kolleginnen des DSI unterstützen die Beobachtungsflüge der diesjährige Neuseeland-Kampagne vor Ort in Christchurch.
Damit die SOFIA-Missionen in Neuseeland wieder erfolgreich wird, bekam das Observatorium auch
"Beistand von oben": Am 15. Juni überbrachte eine Abgeordnete der Ngāi Tahu-Maori den Segen der
Ureinwohner Neuseelands für ein gutes Gelingen der diesjährigen Kampagne. Besonders spannend wird
es am frühen Morgen des 29. Juni: Gegen 5 Uhr Ortszeit soll mit der Infrarotkamera FLITECAM, der
optischen Kamera HIPO und mit der Sucherkamera des Teleskops, dem FPI des DSI, eine Sternbedeckung
durch den Zwergplaneten Pluto beobachtet werden. Die Art und Weise, wie das Licht des
Hintergrundsterns sich durch Pluto verdunkelt und nach der Bedeckung wieder aufleuchtet, lässt
Rückschlüsse auf die Atmosphäre des Pluto zu. Dazu ist allerdings ein ausgezeichnetes "Timing"
erforderlich, denn der nur rund 2000 Kilometer breite Schatten des Pluto rast mit rund 80.000
Kilometern pro Stunde über den Südpazifik.
Besonders interessant ist diese Beobachtung, da nur 14 Tage später, am 14. Juli, das
Raumsonde "New Horizons" der NASA den Pluto in einem Abstand von etwa 12.000 Kilometern passieren
und mit einer Reihe von Instrumenten erstmals aus der Nähe inspizieren wird. Diese recht kurzen
Pluto-Beobachtungen werden ebenso wie die von SOFIA gewonnenen Daten in die Langzeitforschungen zur
Pluto-Atmosphäre eingehen.
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Die ersten Beobachtungen der diesjährigen Neuseeland-Kampagne werden mit dem U.S.-amerikanischen Instrument FORCAST durchgeführt. Copyright: DLR
Nach der spannenden Pluto-Bedeckung wird SOFIA die astronomischen Beobachtungen zunächst mit FORCAST fortsetzen, bevor in den beiden letzten Wochen das von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn entwickelte Spektrometer GREAT eingesetzt wird. Dabei nutzt SOFIA wie schon beim Einsatz im Juli 2013 im neuseeländischen Winter die langen Nächte und die geringe Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre für die Beobachtungen. Schon kleinste Mengen Wasserdampf in der Luft "schlucken" einen Teil der Infrarotstrahlung aus dem All. Dies ist auch der Grund, warum die Untersuchungen vom Flugzeug aus in einer Höhe von rund 14 Kilometern durchgeführt werden - hier ist der Wasserdampfgehalt wesentlich geringer als am Boden.
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Neben Beobachtungszielen in unserer Milchstraße wollen die Wissenschaftler auf den SOFIA-Flügen auch die Kleine und die Große Magellansche Wolke untersuchen. Die Abbildung zeigt ein aus Beobachtungen des ESA-Satelliten Herschel und des NASA-Satelliten Spitzer zusammengesetztes Infrarot-Bild der Großen Magellanschen Wolke. Deutlich zeichnen sich die dunklen Gas- und Staubwolken in der unserer Milchstraße benachbarten Zwerggalaxie ab. Copyright: ESA/NASA/JPL-Caltech/STSci
Bei den Forschungsflügen nehmen die Wissenschaftler vor allem die Kleine und die Große Magellansche Wolke ins Visier. Diese beiden "Zwerggalaxien" - unmittelbaren Nachbarn unserer Milchstraße - sind ausschließlich von der südlichen Hemisphäre aus zu beobachten. Die Sternentstehungsgebiete darin sind maximal "nur" rund 200.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Daher können die Forscher mit Hilfe der Infrarot-Instrumente den gesamten Zyklus einer Sternengeburt beobachten. Ihr Ziel ist es, die 2013 in der ersten Neuseeland-Mission gesammelten Daten zu ergänzen und weitere Himmelsregionen zu untersuchen. Unterstützt wird die Mission von der US-amerikanischen National Science Foundation (NSF). Diese betreibt während des neuseeländischen Sommers am Flughafen in Christchurch ihr Antarktis-Forschungsprogramm und stellt ihre Einrichtungen nun für SOFIA zur Verfügung. Am 24. Juli soll SOFIA nach einem erneuten Zwischenstopp in Hawaii wieder in Palmdale eintreffen.
Links:
- Video über die bevorstehende Beobachtung der Pluto Okkultation
- Webfeature des SOFIA Science Mission Center
- DLR Projektseite zu SOFIA
- NASA Homepage zu SOFIA
- SOFIA Science Center Homepage
- GREAT Homepage
Kontakt: Dörte Mehlert, Email: mehlert@dsi.uni-stuttgart.de; Tel.:0711 - 685-69632