Erste deutsche Lehrerin an Bord von SOFIA

March 25, 2015 /

Vier deutsche Lehrkräfte nahmen an einem Beobachtungsflug von SOFIA teil: Gabriela Ulbrich aus Brandenburg und ihre Kollegen Mario Koch, Frank Oßwald und Mathias Schäfer

Die vier deutschen Lehrer vor dem Start
Das spezielle Sicherheitstraining für SOFIA ist erfolgreich absolviert. Gabriela Ulbrich, Frank Oßwald, Mario Koch & Mathias Schäfer (von links nach rechts). Copyright: DSI

9 Stunden und 49 Minuten konnten vier deutsche Lehrer den Wissenschaftlern, Ingenieuren und Piloten bei ihrer Arbeit während eines Beobachtungsflugs von SOFIA über die Schulter schauen. Gabriela Ulbrich (Carl-von-Ossietzky-Oberschule mit angegliederter Primarstufe in Werder/Havel, Brandenburg) und ihre Kollegen Mario Koch (Friedrich-Schiller-Gymnasium, Weimar, Thüringen), Frank Oßwald (Goethegymnasium Weißenfels, Sachsen-Anhalt) und Mathias Schäfer (Hainberg-Gymnasium Göttingen, Niedersachsen) hatten sich erfolgreich für den Mitflug beworben. Bereits am vergangenen Wochenende sind sie nach Palmdale, Kalifornien gereist. und konnten am Montag SOFIA am Armstrong Flight Research Center besichtigen. Gesprächen mit DSI-Mitarbeitern über deren Arbeit schloss sich ein spezielles „Egress-Training“, ein sog. Notfalltraining an, welches von einem NASA Mitarbeiter durchgeführt wurde. Im Falle eines Druckabfalls oder einer Notlandung wäre somit auch in diesem technisch stark modifizierten Flugzeug die Handhabung von Atemmasken, Türen, Feuerlöschern, Notrutschen etc. bekannt.

Die vier deutschen Lehrer vor dem Start
Die vier deutschen Lehrer vor dem Start. Copyright: DSI

Der Dienstag verlief dann zunächst ruhig, da alle Teilnehmer den Mitflug gut erholt erleben wollten. Bereits um 18:45 – 2 Stunden vor Abflug – fand das sogenannte Mission Briefing mit allen Mitfliegenden statt. Mission Director Karina Leppik informierte u.a. über die geplante Flugroute und begrüßte auch die deutschen Lehrkräfte als Teil dieser Mission. „Ich bin schon seit vielen Jahren Partnerschullehrer des DSI, aber jetzt dabei zu sein, ist etwas ganz besonderes. Das ganze Drumherum ist schon wahnsinnig spannend“, versuchte Frank Oßwald seinen Eindruck zu beschreiben.

Nachdem die Einsatzfähigkeit aller Komponenten des fliegenden Observatoriums bestätigt wurde, gab Karina Leppik den Start frei. Langsam rollte die Boeing 747 SP zur Startbahn und hat um 20:45 Uhr pünktlich abgehoben. Frank Oßwald und Mathias Schäfer saßen während des Startes an der speziell für Lehrer eingerichteten Computer-Konsole, die Sitze sind hier nach hinten auf das Teleskop, das Herzstück des Observatoriums, gerichtet. Für den “Fluggast“ unmerklich öffnet sich die Teleskoptür, nur auf dem Computerbildschirm wird der Zustand der Tür für die Lehrer sichtbar. „Es ist unglaublich; da geht die Teleskopluke mit über 4 mal 6 Metern auf und man merkt nicht die leichteste Erschütterung“, bemerkt Mario Koch.

Als wissenschaftliches Instrument war FIFI-LS – Field-Imaging Far-Infrared Line Spectrometer – montiert. Das Ferninfrarot-Spektrometer der Universität Stuttgart wurde erst im März 2014 von der Gruppe um Alfred Krabbe, der außerdem das DSI leitet, in Betrieb genommen. Auf diesem Flug wurden unter anderem junge Supernovae-Überreste beobachtet, um der Frage nachzugehen, welchen Einfluss die Explosionen massereicher Sterne am Ende ihres vergleichsweise kurzen Daseins auf die Entstehung anderer Sterne und ihrer Planetensysteme haben. Außerdem wurde die junge Galaxie NGC 1569 untersucht, deren Sternentstehungsrate etwa 100 mal höher ist, als die unserer Milchstraße und die erst wenige Zyklen der Sternentstehung durchlaufen hat. Auch wenn NGC 1569 mit 11 Millionen Lichtjahren der Erde relativ nahe ist, so ist sie eher typisch für noch weiter entfernte Galaxien und gewährt Astronomen die Möglichkeit Sternentstehungsprozesse im jungen Universum besser zu verstehen.

Die vier deutschen Lehrer vor dem Start
Die vier Pädagogen verfolgen an der Lehrerkonsole die Aktivitäten des Teleskops und den Status der Beobachtungen. Copyright: DSI

Während des Fluges konnten alle vier Lehrkräfte an „ihrer“ Computer-Konsole die technische Details zur Teleskop-Ausrichtung und -Nachführung beobachten und den anvisierten Himmelsausschnitt über die Bilder der 3 Leitkameras in unterschiedlichen Vergrößerungen mit betrachten. Mission Director, Wissenschaftler, Ingenieure und Piloten erklärten den deutschen Lehrkräften die verschiedenen Aspekte einer solchen Mission und gaben Einblicke in ihre jeweiligen Arbeitsfelder. „ Diese komplexe Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsfelder in einem internationalen Projekt zu sehen, dass ist neben der ganzen Technik doch auch ein faszinierender Aspekt von SOFIA“, begeistert sich Gabriela Ulbrich. Nach neun Stunden wissenschaftlicher Arbeit wurde das Teleskop in seiner Position fixiert und die Teleskoptür hat sich wieder unbemerkt geschlossen. In der Ferne tauchten die Lichter von Palmdale auf – ein besonderer Rundflug ging zu Ende. Mathias Schäfer fasst seine Eindrücke während des Landeanflugs zusammen: „Mich interessieren die Schwingungen, die auf das Teleskop beim Flug wirken. Ein ausgeklügeltes Stoßdämpfungs- und Schwingungsdämfungssystem, aufwendige Regelungstechniken und verschiedene optische Korrekturmaßnahmen führen dazu, dass trotz dieser auftretenden Störeffekte am Ende ein stabiles, scharfes Bild aufgenommen werden kann. Das ist wirklich eine ingenieur-technische Meisterleistung.“

Nach der Landung um 6:34 Uhr am Morgen verließen die vier Lehrkräfte zufrieden und müde das Armstrong Flight Research Center und traten die Fahrt zum Hotel an, um die versäumte „Nachtruhe“ nachzuholen. Schließlich möchten die vier am Mittwochabend wieder fit sein für ihren zweiten Mitflug an Bord von SOFIA.

Contact Dörte Mehlert, Email: mehlert@dsi.uni.stuttgart.de; Tel.: 0711 - 685-69632
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